Angebote zum Thema Demenz

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Alter Mann in Kippah im Profil

Fortbildung für Demenzbegleiter:innen in der Jüdischen Gemeinde Würzburg

Was bedeutet es, wenn eine ältere Person mit einer dementiellen Erkrankung sagt „Ich möchte zu meiner Mutter“ und diese schon lange nicht mehr lebt, oder mitten in der Nacht äussert „Ich muss zur Arbeit“ - und wie gehen Angehörige und Mitarbeitende in den Gemeinden damit um?

Diese und weitere Fragen zu den Themen „Wertschätzende Kommunikation mit Menschen mit einer Demenz“ und „Leistungen der Pflegeversicherung" wurden im ersten Block der 2teiligen Schulung für Demenzbegleiter:innen in Würzburg erörtert.  „Diagnose Demenz - Krankheitsbild und Behandlung“, kreativ-therapeutische Angebote sowie weitere Tipps für die Unterstützung im Alltag gehörten ebenfalls zum Programm. 
An der von Graziella Gubinsky (ZWST Sozialreferat) organisierten 4tägigen Fortbildung im Juni nahmen engagierte Teilnehmende aus den Gemeinden Würzburg, Frankfurt, Marburg und  Gelsenkirchen sowie vom Treffpunkt für Shoa-Überlebende der ZWST Frankfurt teil. Auch die Treffpunkte betreuen Menschen mit einer dementiellen Erkrankung, die nicht mehr mobil sind, u.a. im Rahmen von Hausbesuchen. 
Ein besonderes Highlight war die Teilnahme von Prof. Barbara Traub, Vorstandsmitglied der ZWST, mit einem Vortrag zum Thema „Wertschätzende Kommunikation, Umgang mit eigenen Emotionen und Ressourcen“.
Die ZWST dankt für die sehr herzliche und gastfreundliche Aufnahme durch die Jüdische Gemeinde Würzburg. Der zweite Teil der Schulungsreihe wird Anfang September wieder in Würzburg stattfinden. 

Was sagen die Teilnehmenden? 
„Ich, als Teilnehmerin der Fortbildung zum Thema ´Demenzbegleitung` danke der ZWST für die Schulung. Die Fortbildung war relevant, interessant und notwendig, da das Training auf realen Situationen basiert und die Besonderheiten meiner Situation berücksichtigt. Die bei dem Seminar geschaffene Atmosphäre trug nicht nur zu aktiver kreativer Arbeit, sondern auch zur effektiven Wahrnehmung des Stoffes und zum weiteren Lernen bei. Die von der ZWST angebotene Fortbildung entspricht vollkommen den Bedürfnissen als Mitarbeiterin eines Seniorenzentrums. Die gesetzten Ziele wurden erreicht. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.“

„Sehr bemerkenswert fand ich, dass insbesondere für die emotionale Zugänglichkeit sensibilisiert wurde. Über die emotionale Ebene können auch fortgeschritten dementiell erkrankte Menschen erreicht werden."

 

O-Ton Barbara Traub, Psychologische Psychotherapeutin

„Die Begleitung eines an Demenz erkrankten Menschen bedeutet einen großen Einschnitt im Leben der Angehörigen. Die Betroffenen können die Verantwortlichkeiten, die sie über Jahrzehnte innehatten, nicht mehr übernehmen, müssen Aufgaben abgeben. Das fällt nicht leicht und kann häufig zu Frustration, Rückzug, Enttäuschung oder auch Zorn und Wut führen. Für die Angehörigen bedeutet dies die Verlangsamung von Alltagsaktivitäten und -routinen, einen höheren Zeitaufwand, Beobachtung, Geduld u.v.a.m. Dies kann zu Überforderung, Erschöpfung, Verzweiflung bis hin zu Depression und Anpassungsstörung (Burnout) führen. Wie können Angehörige oder Begleiter:innen Zeichen von eigener Überforderung erkennen und wahrnehmen? Welche Strategien können wir erlernen, um besser mit unseren physischen und psychischen Kräften hauszuhalten? Ein zentraler Faktor ist die Aufrechterhaltung der eigenen Energien und Ressourcen. Das Seminar vermittelte neben Antworten auf diese Fragen und theoretischem Wissen auch praktische Einstiegsübungen zur Entspannung, Achtsamkeit und Atemtechniken, die in der Gruppe ausprobiert wurden.“
Barbara Traub ist Vorstandsmitglied der ZWST und des Zentralrates der Juden sowie Vorstandsvorsitzende der IRG Württemberg. Als Lehrbeauftragte an der Evangelischen Hochschule (EH) Ludwigsburg wurde sie 2017 mit der Honorarprofessoren würde geehrt. 

 

Im Rahmen der Betreuungsfreizeiten im Kurheim Beni Bloch haben Menschen mit einer dementiellen Erkrankung und vor allem ihre Angehörigen die Möglichkeit, Entspannung und Erholung zu finden und ihre Ressourcen wieder etwas „aufzuladen“.     
Im Mai 2023 hat das Sozialreferat wieder einen Aufenthalt für 28 Teilnehmende (plus 14 Betreuer:innen/Leiterin/Referent:innen) organisiert, geleitet von Graziella Gubinsky. Highlights im Programm waren Ausflüge und die mit großem Engagement angeleiteten, kreativen und musikalischen Angebote (Kreatives Gestalten, Malen, Tanz, Gesang). Ein Ausflug nach Schweinfurt auf jüdischen Spuren und Führungen durch Ausstellungen von Werken von Max Liebermann und Caspar David Friedrich kam besonders gut an: „Ein Kulturgenuss für alle Teilnehmenden“, wie Graziella Gubinsky betont, „zumal sich die Angehörigen in ihrem häufig  beschwerlichen Alltag in der Regel kein Zeitfenster für Aktivitäten dieser Art erlauben .“
Darüber hinaus hatten die Angehörigen in täglich stattfinden Gesprächsgruppen die Gelegenheit zum wichtigen Austausch, zu individueller Beratung und zur Teilnahme an zielgruppenspezifischen Fachvorträgen. Für die Personen mit einer dementiellen Erkrankung wurde nach Bedarf eine Einzelbetreuung organisiert. 
Die Betreuungsfreizeiten sind als niedrigschwelliges Betreuungsangebot (NBA) eine abrechenbare Leistung nach dem Pflegeversicherungsgesetz.