Orientierungslotsen - Best Practice in der Jüdischen Gemeinde Flensburg

Orientierungslotsen - Best Practice in der Jüdischen Gemeinde Flensburg

Vier Frauen schauen auf einen Computer

Um die Gemeinden und jüdischen Partnerorganisationen bei der unmittelbaren Betreuung und Versorgung von geflüchteten Menschen aus der Ukraine zu unterstützen, hatte die ZWST ein Gemeindeakutprogramm „Ukraine-Hilfe“ initiiert. Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist zurzeit nicht absehbar. Nach Beendigung dieser Fördermaßnahme, organisiert die ZWST daher das Akutprogramm „Orientierungslotsen“, finanziert vom Jewish Joint Distribution Committee (JDC). Nachdem die erste Förderung eine Erstversorgung sichern sollte, zielt das zweite Akutprogramm darauf ab, die Integration der ukrainischen Geflüchteten in die deutsche Gesellschaft und jüdische Gemeinschaft zu begleiten und sie beim Aufbau von neuen Lebensperspektiven zu unterstützen. Zu den Aufgaben der Orientierungslotsen gehört die Begleitung bei Behördengängen, Unterstützung bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche, bei der Aufnahme von Kindern in Schulen und Kindergärten, Hilfe bei der Beantragung von Unterstützungsleistungen u.v.a.m.

Best Practice in der Jüdischen Gemeinde Flensburg e.V.
Die jüdische Gemeinde Flensburg, eine der kleinsten Gemeinden im Norden Deutschlands, betrachtete es im März 2022, als die ersten Schutzsuchenden aus der Ukraine in die Gemeinde kamen, als ihre Pflicht, notwendige Hilfe und Unterstützung für die geflüchteten  Frauen, Kinder, Jugendlichen und älteren Menschen zu leisten, unter ihnen auch Menschen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen. Die dafür erforderliche Betreuung überstieg die finanziellen und personellen Möglichkeiten der Gemeinde. 
Das von der ZWST organisierte Akutprogramm ermöglichte es der Gemeinde, ab Dezember 2022 Elena Buslowicz als „Orientierungslotsin“ für die Begleitung von ukrainischen Geflüchteten einzustellen. Sie ist aus Kyiv zugewandert und hat von 2010- 2012 den Zertifikatskurs „Gemeindesozialarbeit“ in Kooperation mit der FH Erfurt und der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg absolviert.  Neben den o.a. Tätigkeiten organisiert sie Deutsch- und Computer-Kurse in der Gemeinde und hilft aktiv bei deren Durchführung. 


O-Töne von aus der Ukraine geflüchteten Menschen: „Dank der Teilnahme an Angeboten für Geflüchtete konnte ich neue Kontakte knüpfen, die mir helfen, mich in meinem neuen Wohnumfeld nicht allein und fremd zu fühlen.“
„Mit der Hilfe unserer immer freundlichen Orientierungslotsin konnten wir schnell eine Wohnung in zentraler Lage und einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehrs beziehen.“   
„Dank der Bemühungen unserer Orientierungslotsin habe ich meinen ersten Arbeitsplatz bei einer deutsch-dänischen Logistikfirma für sechs Monate gefunden und wichtige Erfahrungen in meinem gelernten Beruf gesammelt.“ 
„Unsere zuverlässige Lotsin hat mich bei meinen ersten Schritten in Deutschland und bei Behördengängen begleitet. So konnte ich Zeit und Nerven sparen.“

Elena Buslowicz, Orientierungslotsin: „Der Erfolg des Projektes wäre nicht möglich ohne professionelle Unterstützung durch den Leiter des ZWST-Sozialreferates Ilya Daboosh, der sich laufend um Schulungen und Weiterbildungen, regelmäßige Beratung und Erfahrungsaustausch kümmert. Im Rahmen seines Besuches in Flensburg im August 2023 habe ich ihm unser neues Mitglied Zina, eine geflüchtete Anwältin aus Odessa vorgestellt. Dank dieser Vermittlung hat sie sich als Inklusionsmadricha in Italien engagiert und am diesjährigen Jewish Women Empowerment Summit in Frankfurt/M. teilgenommen. Sie ist glücklich, hier in Deutschland ihre jüdische Identität neu zu entdecken“.  

Elena Sokolovsky, Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Flensburg: „Die Förderung eines zusätzlichen Arbeitsplatzes für die Anstellung einer Orientierungslotsin hat uns geholfen, ukrainische Geflüchtete nach ihrer Ankunft in Deutschland in einen neuen Lebensalltag zu begleiten. Auch profitiert unsere Gemeinde von den neuen und zumeist hoch qualifizierten Gemeindemitgliedern. Viele engagieren sich jetzt für andere Geflüchtete oder Gemeindemitglieder, die ihrerseits Hilfe bedürfen.“