Editorial von Aron Schuster, Direktor der ZWST, Ausgabe 2-2025

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde, mein Blick richtet sich diesmal auf unseren katholischen Partnerverband in der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege. Der Deutsche Caritasverband wirbt im Rahmen einer groß angelegten Kampagne mit dem Slogan „Da kann ja jeder kommen. Caritas öffnet Türen“ für Menschenwürde, Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit. „Offene Türen sind Grundbedingung für einen fairen Sozialstaat“, heißt es im Kampagnenflyer. Eine gut durchdachte Öffentlichkeitsarbeit, die für den Sozialraum als Türöffner und eine Gesellschaft der offenen Türen wirbt.
Für die ZWST hingegen bleibt der Wunsch nach offenen Türen ein Traum am Ende des Horizonts. Die Gefährdungs- und Bedrohungslage für soziale jüdische Einrichtungen und Dienste ist zu real und konkret. So werden etwa in unserer Hauptgeschäftsstelle auf Anraten der Sicherheitsbehörden seit Monaten Schleusen, Türen und Fenster verstärkt. „Die ZWST schließt Türen. Da könnte ja jeder kommen“ – ließe sich der Kampagnenslogan auf die traurige Realität der ZWST übertragen. Der Terroranschlag vor dem Jüdischen Museum in Washington Ende Mai hat uns erneut vor Augen geführt, welcher alltäglichen Gefahr Jüdinnen und Juden ausgesetzt sind.
Doch die ZWST schottet sich als sozialer Dachverband nicht ab, sondern übernimmt gesamtgesellschaftliche Verantwortung und öffnet, soweit möglich, ihre Angebote. So bestehen auch weiterhin Programme und Projekte, die bewusst allen offenstehen, die Begegnung schaffen, Barrieren abbauen und Austausch ermöglichen – wie z. B. in der Flüchtlingshilfe oder den Freiwilligendiensten.
Ein prominentes Beispiel hierfür ist dieser Tage der Deutsch-Israelische Freiwilligendienst, der im Zuge des Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 60 Jahren Anfang Mai sein 10-jähriges Bestehen feiern durfte. Mehr als 230 junge Deutsche, Israelis, Juden, Christen, Muslime und Drusen haben seitdem einen mehrmonatigen sozialen Dienst im jeweiligen Partnerland absolviert. Gerade in der aktuellen Lage ist der zivilgesellschaftliche Austausch zwischen Deutschland und Israel von elementarer Bedeutung.
Es wird also deutlich: Die ZWST bleibt offen – mit Mut, Verantwortung und dem festen Willen, Türen dort zu öffnen, wo es möglich ist. Ihr Aron Schuster, Direktor der ZWST