Jewish Women* Empowerment Summit 2025

Jewish Women* Empowerment Summit 2025

Frauen im Gespräch

Leitmotiv re:cap - re:frame - re:claim - RE:SET

Zum siebten Mal fand vom 4.-7. September 2025 der bundesweite Jewish Women* Empowerment Summit (JWES) für jüdische Frauen und nichtbinäre Personen in Frankfurt statt. Die seit 2019 jährlich stattfindende Konferenz ist eine Kooperation zwischen der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden, der ZWST und der JSUD. Das Format setzt sich seit seiner Initiierung das Ziel, jüdisch-feministische Perspektiven zu stärken, weiterzuentwickeln und sichtbar zu machen – als individuelle Strategie des Empowerments, als Bildungsangebot für junge jüdische Aktivistinnen, aber auch als institutioneller Impuls für jüdische Gemeinden bundesweit. Den Veranstalterinnen ist es ein besonderes Anliegen, alle religiösen Spektren zu inkludieren und auch Personen zu adressieren, die nicht immer in regulären Gemeindekontexten organisiert sind. 

Strukturelle Entsolidarisierung, Marginalisierung, Antisemitismus in Institutionen, globale Krisen und anhaltende Belastungen in jüdischen Communities, Diskursverschiebungen hin zu antifeministischen, traditionalistischen und autoritären Positionen machen die Stärkung jüdischer Frauen* und queerer Personen dringlicher denn je. Unter dem Leitmotiv „re:cap – re:frame – re:claim – RE:SET“ standen daher Repräsentation, inklusives Community Building und strategische Allianzen im Mittelpunkt. Die Konferenz verband Impulse, Panel, Co:Labs und Co:Spaces zu einem praxisnahen Wissens- und Vernetzungsraum.

Die renommierte Wirtschaftsjournalistin und Autorin Dr. Marina Gerner las zu Beginn des Summit aus ihrem preisgekrönten Recherche-Sachbuch „Vagina Business“. Die Veröffentlichung zeichnet die strukturelle Vernachlässigung frauenzentrierter Innovationen in Wissenschaft, Technik und Medizin nach.   

Am Freitag skizzierte Sabena Donath, die Direktorin der entstehenden Jüdischen Akademie und Mitgründerin des Formats in ihrem Impuls die möglichen Horizonte jüdischer Bildung am Beispiel des Jewish Women* Empowerment Summit. 

In ihrer Keynote „Gegen die Vereinzelung – Eine feministische Standortbestimmung in Zeiten antisemitischer Mobilmachung“ analysierte die Antisemitismusforscherin Merle Stöver Ausschlüsse jüdischer Frauen in Teilen feministischer Bewegungen seit dem 7. Oktober.
Die Keynote widmete sie der letzten in Gaza festgehaltenen weiblichen Geisel Inbar Heiman z’l. Ihr Plädoyer: Schaffung neuer, belastbarer und informierter Bündnisse und Wissensaufbau zu Funktionsweisen des Antisemitismus als Voraussetzung für gemeinsame Handlungsfähigkeit. 

Das Auftaktpanel „Re:Frame – Zur (Un-)Sichtbarkeit jüdisch-feministischer Positionen“ (mit Irina Bondas, Livia Erdösi, Rosa Jellinek, Sonia Smolenski, moderiert von Hanna Veiler) verdichtete Erfahrungen aus Kultur, Bildung und Aktivismus. Diskutiert wurden die strukturelle Unsichtbarmachung jüdisch-feministischer Bewegungen in Vergangenheit und Gegenwart sowie die Wichtigkeit der konsequenten Verankerung antisemitismuskritischer Perspektiven in feministischen Debatten. 

In vier Co:Labs wurden zentrale Themen weiterentwickelt und für die Praxis anschlussfähig gemacht: Offene, vielfältige, inklusive Communities (Yasna Aksenova), Potenziale jüdischer Gegenwartspositionen (Laura Cazés), Sprache als Handlungsmacht (Marina Chernivsky), Solidaritäten & Allianzen der Zukunft (Rachel Spicker). 

Durch den gemeinsamen Schabbat leiteten Yodfat Rosenblatt, Nastya Quensel und Helene Shani Braun. Die am Schabbat kuratierten Co:Spaces mit Hillel Deutschland, dem Fachbereich Frauen der ZWST, der Women Empowerment Task Force der JSUD, mit Keshet Deutschland sowie der Initiative „LostJew Crew“ setzten auf Vernetzung, Empowerment und Resilienz. 

Im praxisorientierten Workshop von OFEK e.V. wurden Erfahrungen mit institutionellem Antisemitismus sichtbar gemacht und juristisch-organisatorische Handlungsmöglichkeiten erarbeitet – mit dem Ziel, Betroffene zu stärken und Handlungsmacht zurückzugewinnen. Mit einer besonderen Hawdala und einem Barabend im LifeDeli des Jüdischen Museum Frankfurt wurde der Schabbat feierlich beendet. 

Am Sonntag stellten die Arbeitsgruppen der Co:Labs ihre Ergebnisse vor. Für viele der rund 80 Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich, England und Tschechien war der diesjährige Summit auf besondere Weise ein Ort der Resilienz.  Die Veranstaltung betonte die Notwendigkeit der spezifischen Stärkung vulnerabler Gruppen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft sowie die Relevanz des Einbezugs frauenfokussierter Themen.