Jüdisches Leben in Deutschland heute

Jüdisches Leben in Deutschland heute

Menschen sitzen gemeinsam an großem rundem Tisch

Fachveranstaltung mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages in Berlin

Am 7. Februar organisierte die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Kooperation mit der ZWST und dem Tikvah Institut eine Panelveranstaltung für die Abgeordneten des Bundestages zu jüdischem Leben in Deutschland und den Erfahrungen der Nachkriegsgenerationen. 

Dialog und Austausch als Gebot der Stunde 
ZWST-Direktor Aron Schuster beschreibt das Ziel dieser Veranstaltung: „Im Jahr 2021 feierte Deutschland 1.700 Jahre jüdischer Präsenz nördlich der Alpen. Doch das Wissen über die historische Entwicklung sowie die alltägliche Realität jüdischen Lebens in Deutschland nach der Shoah ist bei einem großen Teil der Bevölkerung nur rudimentär vorhanden und wird oft zu eindimensional dargestellt. Von solchen Tendenzen sind selbst Mitglieder des Deutschen Bundestages nicht frei.“

Günter Jek, ZWST-Büroleiter in Berlin, sprach vom Erfolg und der Herausforderung der Zuwanderung von Jüdinnen und Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Das strukturelle Problem von Altersarmut und prekärer Beschäftigung aufgrund der Nicht-Anerkennung von Abschlüssen aus der ehemaligen Sowjetunion war dabei zentrales Thema. Dies gerade auch vor dem Hintergrund, dass nicht zuletzt das Engagement der zugewanderten Menschen eine Revitalisierung und Konsolidierung jüdischen Lebens in Deutschland möglich gemacht hat. ZWST-Präsident Abraham Lehrer betonte die Forderung nach mehr Sicherheit und damit auch Normalität für jüdische Menschen in Deutschland.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden konkrete Anknüpfungspunkte und Ansprechpersonen für die Arbeit der Bundestagsabgeordneten auf Bundesebene und in den Wahlkreisen aufgezeigt und so Grundsteine für weitere Möglichkeiten einer Begegnung mit den Bundestagsabgeordneten gelegt. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas betonte in ihrer Ansprache, dass der Austausch unerlässlich sei, um jüdisches Leben in Deutschland stärken und schützen zu können. 

Aron Schuster sieht diese Fachveranstaltung unter anderem als einen Versuch, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft vernachlässigten Perspektiven und dem damit einhergehenden Bedarf sozialer Angebote mehr Sichtbarkeit zu verleihen: „Die ZWST ist heute in Deutschland eine der wenigen jüdischen Dachorganisationen, die ihre Vorkriegsstrukturen in angepasster Form wieder aufgreifen konnte. Während sie ihre Tätigkeitsfelder an die sich verändernden Bedarfe der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland wie Flucht, vorübergehende Zwischenstation bis hin zur dauerhaften Integration verschiedenster Zuwanderergruppen stets anpasste, bleibt die Organisation insbesondere für die jüdischen Gemeinden und ihre vulnerablen Gruppen eine Konstante.“ 

 

Das Programm:

Panel 1: „Leben auf gepackten Koffern - Von der Befreiung bis zur Einwanderung aus der Sowjetunion“ mit: Alexej Heistver (Bundesassoziation der Holocaustüberlebenden), Minka Pradelski (Autorin, Filmemacherin), Yuriy Gurzhy (Autor, Musiker), Günter Jek (Berliner Büroleiter der ZWST), Rabbiner Andy Steiman (Budge-Stiftung), Lisa Scheremet (Lehrerin). Moderation: Daniel Neumann (GF des LV der jüd. Gemeinden in Hessen)   

Panel 2: „Neue Perspektiven - Eine selbstbewusste Generation und ihr jüdisches Deutschland“ mit: Rebecca Seidler (Vorsitzende des LV der israelit. Kultusgemeinden von Niedersachsen), Rabbiner Daniel Fabian (Kahal Adass Jisroel Berlin), Bella Davydov (ZWST, Leitung Fortbildung Jugendarbeit), Susanne Benizri-Wedde (Erziehungsreferentin IRG Baden), Anna Staroselski (Präsidentin der Jüd. Studierendenunion Deutschlands), Dimitrij Kapitelman (Autor, Journalist). Moderation: Laura Cazés (ZWST, Leitung Kommunikation u. Digitalisierung)