Fifth Summit of European Jewish Leaders in Berlin

Fifth Summit of European Jewish Leaders in Berlin

Gruppe von Menschen hört einem Vortrag zu

ZWST als Hosting Partner der Konferenz von ECJC und JDC

Von 26. Bis 28. März fand der „5th Summit of European Jewish Leaders“ statt, organisiert durch den European Council of Jewish Communities (ECJC) und das Jewish Joint Distribution Committee (JDC) – zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie wieder in Präsenz. Über 400 Teilnehmende nahmen an der dreitägigen Konferenz in Berlin teil. Das Format ist seit mehreren Jahren eine etablierte und wichtige Austauschplattform für Mitarbeitende und Führungskräfte aus jüdischen Gemeinden und Organisationen europaweit. Die ZWST durfte als langjährige Partnerorganisation das reichhaltige Programm der Veranstaltung mitgestalten und präsentierte einige ihrer Best Practice-Ansätze.

Bei der Eröffnung des Summit sprachen unter anderem der Präsident der ZWST, Abraham Lehrer und als Repräsentantin der jungen Generation die ZWST Youth Präsidentin und BBYO Board Member Joelle Abaew. Lehrer betonte in seiner Rede, dass es für ihn etwas Besonderes und bei weitem nicht selbstverständlich sei, eine solche Konferenz im Herzen von Berlin zu eröffnen. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland habe sich schon sehr früh ihre eigene Form der Resilienz erarbeiten müssen, von der heute, in Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen, viele andere Gemeinden lernen können. Joelle Abaew betonte in ihrer Rede, dass sie die Repräsentantin einer Generation sei, die einerseits mit Traditionen aufgewachsen und der gleichzeitig Inklusion ein besonderes Anliegen sei. Hauptamtlich wurde die ZWST durch Aron Schuster, Ilya Daboosh, Nachumi Rosenblatt, Laura Cazés, Günter Jek und Ira Rosensaft vertreten. 
Insbesondere der Austausch mit langjährigen internationalen Partnerorganisationen wie BBYO, JDC, JCC Global (Jewish Community Centers), der WZO (World Zionist Organization), den jüdischen Wohlfahrtspartnern aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Vertreter:innen des Israeli Ministry for Diaspora Affairs waren nach den coronabedingten Ausfälen physischer Treffen eine große Bereicherung. 

Aron Schuster (Direktor der ZWST) betonte in einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Jüdischen Wohlfahrtspflege die Bedeutung europäischer Netzwerke: „Jüdische Wohlfahrtspflege in Europa steht vor gigantischen Herausforderungen: Die demografische Entwicklung, staatliche Haushaltspriorisierung zu Lasten des sozialen Sektors und multiple Krisen, die vulnerable Zielgruppen besonders treffen. Die Krisen der vergangenen Jahre zeigen: Für die jüdischen Gemeinden in Europa ist es unerlässlich geworden, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Mithilfe des ECJC ist ein starkes Netzwerk europäischer Wohlfahrtsorganisationen entstanden, dass es uns ermöglicht, diesen Herausforderungen bestmöglich zu begegnen. Die ZWST, als sozialer Dachverband der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland profitiert hiervon sehr und konnte ihre internationale Partnerschaften weiter ausbauen.”

Best Practices der ZWST 

Internationale Netzwerke, Jugendarbeit, Digitalisierung, Diversität

Podiumsdiskussion “Jewish Camps – Experiential Identity”, moderiert von Nachumi Rosenblatt (Leiter des Kinder-, Jugend- und Familienreferates): Nachumi Rosenblatt skizzierte den Stellenwert der Jugendbildungsaufenthalte (Machanot) in der Integrations- und Jugendarbeit und hob den pädagogischen Ansatz, basierend auf jüdischen Werten, hervor. „Im Judentum gibt es das elementare erzieherische Prinzip, dass jedes Kind nach seinen Bedürfnissen bzw. nach seinem Verständnis geprägt werden sollte. Die Pessach-Haggada und die darin erzählte Geschichte der unterschiedlichen vier Söhne ist dafür ein gutes Beispiel. Auf unseren Machanot geht es nicht nur darum, Diversität zu leben, sondern auch auf diese einzugehen. Das Machane ist ein geschützter Raum, in dem sich ein Kind oder ein Jugendlicher nicht erklären muss, sondern selbst für sich entdecken und definieren kann, was es bedeutet, jüdisch zu sein. Erst diese Unterschiedlichkeit macht uns zu einer Gemeinschaft, und auf Machane nennen wir das: Familie.”

Workshop mit Irina Rosensaft (Leiterin der Digitalisierungsinitiative „Mabat“): Irina Rosensaft ging in ihrem Workshop auf die Relevanz von digitaler Innovationsbereitschaft im Zuge der nachhaltigen Zukunftsgestaltung jüdischer Gemeinden ein. „Digitalisierung, also auch das Mithalten mit digitalen Trends, spielt bereits heute eine große Rolle in der Arbeit von jüdischen Gemeinden und Institutionen. Digitale Kompetenzen und Werkzeuge sind für Jüdische Organisationen heute essenziell, um effektiv handeln, mitgliederzentrierte und vor allem sichere Angebote bereitstellen zu können, aber auch um die Interessen der jüdischen Gemeinschaft im Bereich der Internet- und Online-Gesetzgebungen und in digitalen Räumen adäquat vertreten zu können.” 

Podiumsdiskussion “The ‘Gender issue’ in Jewish communities: Why it matters more than we think”, moderiert von Laura Cazés (Leitung Kommunikation und Digitalisierung): Laura Cazés diskutierte mit den Teilnehmenden die These, inwiefern die rein physische Repräsentation von Frauen in Gemeinden nicht ausreiche, um tatsächliche strukturelle Veränderung im Sinne der Gleichstellung herbeizuführen. „Partizipative Prozesse, eine Betrachtungsweise jüdischer Gemeinden als soziale, nicht nur religiöse Räume und die damit einhergehende differenzierte Auseinandersetzung damit, an welchen Stellen die Religion einen Einfluss auf das Rollenverständnis jüdischer Frauen hat und wo sich gesamtgesellschaftliche Prozesse auch in jüdischen Gemeinden abbilden, müssen Teil der Diskussion um Gleichberechtigung werden. Viele jüdische Menschen nehmen jüdische Gemeinden als Räume wahr, in denen diverse Lebensentwürfe und progressive Haltungen keinen Platz haben. Um jüdischen Gemeinden dieses Image zu nehmen, müssen diese sich stärker auf diverse Lebensrealitäten zubewegen.”