Ein Jahr nach dem 7. Oktober: Humanitäre Hilfe in Israel
Im Rahmen ihrer Humanitären Hilfe unterstützt die ZWST seit dem Terrorangriff am 7. Oktober 2023 ihre israelische Partneroganisation, das Shalva National Center sowie die Gemeinde Kfar Aza im Süden Israels. Darüber hinaus organisieren die die ZWST und ihre Partnerorganisation OlamAid e.V. seit Juni 2024 mit einem hebräisch- und arabischsprachigen Team psychologische Unterstützung und Traumabewältigung für vulnerable Gruppen in Israel, gefördert durch Aktion Deutschland Hilft.
Diese Gruppen sind direkt vom Konflikt betroffen, darunter Gemeinschaften an der Frontlinie, Überlebende, arabischsprachige Minderheiten, unbegleitete Minderjährige aus der Ukraine und Russland sowie evakuierte Betroffene, die bis heute nicht in ihre Häuser zurückkehren können. Sie müssen mit Unsicherheit und dem Verlust geliebter Menschen umgehen, was zu anhaltenden Ängsten und erhöhten Traumata führt. Zur Unterstützung wurde ein MHPSS-Team eingerichtet (Mental Health and Psychosocial Support), das in einem Resilienz Zentrum nahe der Konfliktlinie sowie an anderen flexiblen Orten Kunst- und Musiktherapie-Workshops anbietet. Darüber hinaus werden verschiedene MHPSS-Dienste für Schüler:innen und Lehrkräfte in drei Schulwohnheimen angeboten. Zusätzlich bereiten OlamAid und die ZWST die Einrichtung zusätzlicher psychosozialer Dienste im Norden des Landes vor.
Ein Safe Space: Resilienz-Zentrum in Eshkol
Ein kleines Dorf in der südlichen Region Eshkol, nur drei Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt, wurde schwer von den Angriffen des 7. Oktobers getroffen. Viele Bewohner mussten fliehen und wurden an sichere Orte in Israel evakuiert. Nun kehren einige von ihnen langsam zurück. Zur Unterstützung für ehemalige Evakuierte und Überlebende des Angriffs bietet das Zentrum in Eshkol einen sicheren und kreativen Raum. An drei Tagen wöchentlich unterstützen eine Kunsttherapeutin und ein Musiktherapeut Betroffene aus allen Generationen mit speziellen Ansätzen, um den Herausforderungen der aktuellen Situation zu begegnen. Beide Therapeut:innen sind selbst Teil der betroffenen Gemeinschaft und haben somit ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Menschen, mit denen sie arbeiten.
Die Kunsttherapeutin von OlamAid betont die besondere Rolle dieses Raumes: „Für manche Menschen ist dies der einzige Ort, an dem sie sich trauen, über die schwierigen Erfahrungen vom siebten Oktober zu sprechen und diese auszudrücken.“
Im Resilienz-Zentrum werden durch Kunst- und Musiktherapie nicht nur Kreativität und Freude gefördert, sondern auch Prozesse der Traumaverarbeitung aktiv und professionell unterstützt. Das Angebot dyadischer Eltern-Kind-Kunsttherapiesitzungen setzt sich beispielsweise mit den Hoffnungen und Ängsten der Familien bezüglich ihrer Rückkehr auseinander und hilft dadurch, notwendige Bedingungen für eine Anpassung an die neue Realität gemeinsam und begleitet zu erarbeiten. Langfristig sollen zudem durch individuelle und gruppentherapeutische Prozesse die Selbstheilungskräfte der Betroffenen aktiviert werden. Die nonverbalen Ausdrucksformen der Kunst- und Musiktherapie ermöglichen es den Menschen, Gefühle und Gedanken zu bearbeiten, ohne Worte finden zu müssen. Mit Unterstützung des professionellen Teams werden hier Wege für eine nachhaltige Traumabewältigung und den Wiederaufbau einer resilienten Gemeinschaft geebnet.
Orly aus der Region Eshkol, Teilnehmerin im Resilienz-Zentrum: „In letzter Zeit verlasse ich mein Haus nicht mehr, weil ich so viel Angst habe. Der einzige Ort, zu dem ich gehe, ist das Resilienz-Zentrum. Hier kann ich wieder zu mir selbst finden.“
Das Resilienz-Zentrum von OlamAid und der ZWST ist damit nicht nur ein Ort der Therapie – es verkörpert den kollektiven Willen, durch Gemeinschaft und professionelle Unterstützung einen Weg zurück in ein selbstbestimmtes und widerstandsfähiges Leben zu finden.