Editorial von Aron Schuster, Direktor der ZWST
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde, derzeit erstellt die Bundesregierung den Haushaltsentwurf für 2025. Vor dem Hintergrund drohender Kürzungen im Bundeshaushalt warnt die ZWST gemeinsam mit den fünf Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege vor einer gefährlichen Abwärtsspirale. Hilfe für Menschen in schwierigen Lebenssituationen und Notlagen wird für die Einrichtungen und Dienste der Freien Wohlfahrtspflege angesichts massiver Kostensteigerungen und sinkender Haushaltsmittel zunehmend schwierig. Die Spitzen von Arbeiterwohlfahrt Bundesverband (AWO), Deutschem Caritasverband (DCV), dem Paritätischen Gesamtverband, Deutschem Roten Kreuz (DRK), der Diakonie Deutschland und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) sehen bei weiteren Kürzungen den sozialen Frieden in Deutschland gefährdet.
In einer kürzlich durchgeführten Umfrage, an der über 8.000 gemeinnützige Organisationen teilnahmen, wurde die finanzielle Situation der Einrichtungen und Dienste der Freien Wohlfahrtspflege untersucht. Dabei zeigte sich ein teils pessimistisches Bild über die Zukunft der Sozialen Arbeit in Deutschland. Knapp zwei Drittel der Einrichtungen und Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege mussten aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in den vergangenen beiden Jahren ihre Angebote einschränken oder ganz einstellen. 63,8 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Angebote und Leistungen einschränken mussten. Bei 14,7 Prozent der Befragten führte dies sogar dazu, dass Angebote und Leistungen eingestellt werden mussten. Mehr als drei Viertel der Befragten rechnen damit, ihre Angebote auch 2025 weiter zurückfahren zu müssen. 75,6 Prozent der Befragten erwarten, dass sie 2025 weitere Angebote und Leistungen einschränken müssen. Dabei gaben 22 Prozent an, dass Angebote und Leistungen wegfallen könnten. Mehr als 70 Prozent der Einrichtungen und Organisation befürchten, dass sich die Reduzierung der Angebote negativ auf demokratisches Engagement vor Ort auswirken wird. Vielfach sind die Einrichtungen und Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege in ihren Quartieren, Städten und Regionen Ankerpunkte für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement. 70,5 Prozent der Befragten sind sich sicher oder befürchten, dass dieses Engagement durch den Wegfall ihrer Angebote und Leistungen ebenfalls zurückgehen wird.
Bereits 2022 und 2023 haben Befragungen durch die Wohlfahrtsverbände gezeigt, dass die Träger der gemeinnützigen sozialen Arbeit unter erheblichem finanziellem Druck stehen. Steigende Lohnkosten, Preissteigerungen und stetig wachsende Bedarfe, z.B. im Bereich der Migrationsberatung oder der Altenhilfe, werden kaum oder gar nicht durch Fördermittelgeber und Kostenträger ausgeglichen. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Es braucht eine Trendwende bei der Finanzierung der sozialen Arbeit. Die vorliegende Ausgabe macht deutlich, welche Strahlkraft und Wirkung die vielfältigen Angebote der ZWST haben. Diese sind und bleiben für die jüdische Gemeinschaft, aber auch den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt unerlässlich.
Ihr Aron Schuster, Direktor der ZWST