Jüdische Telefonseelsorge

Jüdische Telefonseelsorge

Hand wählt am Telefon

Weiterbildung und Networking im Max-Willner-Heim

Die Telefonseelsorge ist ein zentrales, vorwiegend ehrenamtlich durchgeführtes Instrument der Wohlfahrtsverbände und anderer sozialer Organisationen zur telefonischen Beratung von Menschen mit Sorgen, Nöten und Krisen. Sie besteht in vielen Ländern und ist meist rund um die Uhr erreichbar.  
Auch in einigen jüdischen Gemeinden gibt es dieses Beratungsangebot. Vor dem Hintergrund zunehmender Krisen in den letzten Jahren (Pandemie, Ukraine-Krieg) sowie der Überalterung und damit einhergehender Isolation vieler älterer Gemeindemitglieder hat der Bedarf nach telefonischer Beratung und emotionaler Unterstützung in der Muttersprache stark zugenommen. 

Um das Angebot in den Gemeinden zu stärken, hat das Sozialreferat der ZWST vom 23. bis 26. März ein Seminar organisiert, geleitet von Svetlana Antonova. Im Max-Willner-Heim trafen sich 32 Mitarbeitende von bestehenden Beratungsangeboten: Organisatoren, Leitende, Supervisoren aus den Gemeinden in Köln, Hannover, Düsseldorf und Recklinghausen zu einem breiten Erfahrungsaustausch und zur Weiterbildung. 
Alexander Apel, Psychotherapeut und seit 2005 Koordinator des Vertrauenstelefons in der Synagogengemeinde Köln, informierte über seine Erfahrungen im Umgang mit Klienten unter Stress. Sergej Stachevski, Sozialarbeiter und seit 2005 Koordinator der Telefonseelsorge in der Jüdischen Gemeinde Recklinghausen und Vlad Zaslavkyi, Sozialarbeiter und Supervisor der TS Recklinghausen legten den Fokus auf den Migrationshintergrund der Hilfesuchenden und skizzierten Strategien der Konfliktlösung. Leia Ofengeim, Psychologin und Koordinatorin der Telefonseelsorge in der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf zeigte psychologische Grenzen der Beratung auf und informierte über „Karpmans Dramadreieck“. Hier handelt es sich um ein psychosoziales Modell,  um die Probleme zwischenmenschlicher Beziehungen zu beschreiben (Täter-Opfer-Retter-Dreieck).  

Im Rahmen des Seminars wurde der Wunsch geäußert, neben einer zentralen Fortbildung im Max-Willner-Heim, diese Seminare als regionale Arbeitstreffen zu organisieren, begleitet von der ZWST. Häufigere Treffen auf regionaler Ebene ermöglichen einen direkten Einblick in die jeweiligen Beratungsstrukturen und fördern einen kontinuierlichen Austausch.   

Alexander Apel: „Der Krieg in der Ukraine hat die Arbeit der Beratungsstellen vor neue Herausforderungen gestellt, der Bedarf nach einem gezielten Informationsaustausch ist hoch. Sowohl theoretische wie auch praktische Fragen erfordern die Entwicklung entsprechender Kompetenzen. Die Möglichkeit, die gesammelten Erfahrungen zu diskutieren, ist für alle von großem Wert. Im Namen des Kölner Hotline-Teams möchte ich mich für die fruchtbare Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit bedanken.“

Leia Ofengeim: „Das Seminar ermöglichte es, neues Wissen zu gewinnen, Erfahrungen auszutauschen, praktische Arbeitsfähigkeiten zu erwerben, schwierige Situationen zu analysieren und Arbeitsansätze zu standardisieren. Nicht weniger wichtig ist die Tatsache, dass sich die Koordinatoren kennengelernt und generell ´ihre Uhren ausgerichtet` haben. All dies zusammen wird die Qualität der Arbeit sicherstellen, kann einem emotionalen Burnout der Freiwilligen entgegenwirken und vergrößert die Chancen, neue  Freiwillige zu gewinnen.“