"Unser Moment, unsere Zeit: OUR TURN" - Jugendkongress 2025

Jugendkongress 2025 in Hamburg
Unter dem Motto: „Our Turn“ startete am 27. Februar der viertägige Jugendkongress in Hamburg, organisiert von der ZWST in Kooperation mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland.
Im Anschluss an das Begrüßungspanel mit Abraham Lehrer (Präsident der ZWST), S.E. Ron Prosor (Botschafter des Staates Israel in Deutschland), Bianca Nissim (Präsidium des Zentralrats), moderiert von Hanna Veiler (ehem. Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, JSUD), sprach der weltweit erfolgreiche Pianist Igor Levit über sein politisches Engagement als Musiker. Dabei äußerte er seine tiefe Enttäuschung und Wut über die mangelnde Anteilnahme der deutschen Gesellschaft über das Schicksal der Geiseln in Gefangenschaft der Terrororganisation Hamas.
Abraham Lehrer: „Die junge Generation beweist immer wieder, dass sie nicht nur betroffen ist, sondern aktiv mitgestaltet. Sie engagiert sich in den Gemeinden, erhebt ihre Stimme gegen Antisemitismus, kämpft für Gerechtigkeit und zeigt der Gesellschaft, dass jüdisches Leben in Deutschland Zukunft hat.“
Ron Prosor: „Die junge Generation in Israel hat nach dem 7. Oktober 2023 gezeigt, wie stark und resilient sie ist. Diese junge Generation ist ein Vorbild für uns alle, um aus der Wut und dem Schmerz, die wir alle fühlen, Hoffnung für eine bessere Zukunft erschaffen.“
Igor Levit: „Ich sehe nur eine Möglichkeit, um sich mit allem nicht allein zu fühlen und zu verzweifeln: Man muss sich seine Räume selbst schaffen und sei dies nur ein Raum eins-zu-eins. Kein Raum wartet auf uns - wir müssen sie selbst öffnen!“
Krönender Abschluss des ersten Abends war die mitreißende Performance von Drum Cafe, die die Teilnehmenden zum gemeinsamen Trommeln und Feiern animierte.
Am zweiten Tag ging es auf Erkundungstouren in Hamburg: zu den Studios des NDR, zum Verlagshaus von Axel Springer, auf Spurensuche durch das Jüdische Hamburg, mit Segway oder Fahrrad durch die Stadt sowie zu einer Hafenrundfahrt.
Im Panel „Perspektiven für ein Israel in Sicherheit“ sprachen Michael Roth (MdB, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag), Yorai Lahav-Hertzanu (MK, Member of Knesset, Yesh-Atid), Ram Shefa (MK a.D., Vorsitzender der National Union of Israeli Students a.D.) und Antonia Yamin (Taglit-Birthright, TV-Journalistin), moderiert von Ilanit Spinner (Bayerischer Rundfunk).
Ram Shefa: „Israels Selbstverständnis hat sich verändert. Die Perspektiven sind nach dem 7. Oktober andere geworden, aber wir brauchen immer noch die gleichen Lösungen.“
Yorai Lahav-Hertzanu: „Israel kämpft nicht nur um seine Existenz. Wir kämpfen auch für unsere Werte. Wir haben uns gesagt, dass wir nie wieder dorthin zurückkehren können, wo wir vor dem 7. Oktober waren. Es gibt keine Heilung, bevor nicht alle Geiseln nach Israel zurückgebracht worden sind.“
Michael Roth: „Deutschland hat die Chance verpasst, nach dem 7. Oktober uneingeschränkte Solidarität mit Israel zu zeigen. Wenn man das deutsche Engagement für Israel mit dem anderer europäischer Länder vergleicht, war es in Ordnung, aber das kann nicht unser Maßstab sein. Wir stehen vor einer doppelten Herausforderung: Wir müssen unsere Solidarität mit Israel zeigen, aber auch anerkennen, dass Juden in Deutschland nicht sicher sind, und das ist ein Skandal.“
Antonia Yamin: „Die Bilder der Familie Bibas in Särgen waren nicht zu ertragen. Selbst für mich als liberalen Menschen, wie ist es möglich, sich nicht vom Hass einnehmen zu lassen? Das Trauma des 7. Oktober sitzt so tief. Ich sehe keine unmittelbare Lösung, auch wenn ich immer noch darauf hoffe.“
“Proud to be an Arab, proud to be an Israeli”: Unter diesem Leitgedanken sprach der arabisch-israelische Journalist Yoseph Haddad über seine Arbeit und betonte, dass die Einheit der israelischen Gesellschaft seine Stärke sei.
Das gemeinsame Kerzenzünden beschloss den Freitag auf dem JuKo. Der Schabbat war geprägt vom festlichen Schabbat Dinner, gemeinsamer Reflexion und spannenden Workshops.
Einer der Höhepunkte war das voll besetzte Abendprogramm mit Beziehungscoach Aleeza Ben Shalom. Sie sprach über ihre Arbeit und ihre Erfahrung als Netflix-Host der Erfolgsserie „Jewish Matchmaking“. Sie stellte ihre Fähigkeiten als Heiratsvermittlerin spielerisch unter Beweis, indem sie vier Teilnehmende auf die Bühne holte, sie ein prägnantes Profil von sich erstellen ließ und das Publikum kurzerhand ermutigte, selbst als Matchmaker aktiv zu werden und womöglich passende Partner:innen für sie vorzuschlagen.
Während des Schabbat gaben Zeitzeug:innen des 7.Oktober 2023 Einblicke in ihre traumatischen Erlebnisse, die die Teilnehmenden tief bewegten. Darunter war Jonathan Shamriz, Bewohner des Kibbutz Kfar Aza und Bruder von Alon Shamriz, der von der Hamas entführt und im Rahmen einer Rettungsaktion der IDF ums Leben kam.
Über Herausforderungen und Perspektiven für jüdisches Leben in Deutschland nach dem 7.10.2023 sprach Stefan Hensel (Antisemitismusbeauftragter in Hamburg) mit Marina Chernivsky (Leiterin des Kompetenzzentrums für antisemitismuskritische Bildung und Forschung). Erica Zingher (Journalistin und Publizistin) und Ulrich Ettinger, (Chefredakteur des EDA-Magazins) gingen mit Laura Cazés in einen Austausch zum Thema „Schreiben über junges jüdisches Leben heute“.
In Aktivitätenworkshops u.a. mit Makkabi Deutschland, der JSUD und dem Deutsch-Israelischen Freiwilligendienst (DIFD) hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich spielerisch und sportlich auszuprobieren. Eine Premiere beim diesjährigen Juko: Der Inklusionsfachbereich Gesher war mit einem inklusiven Reporterteam vertreten. Die drei Digitalbegleiter Leon, Oleksei und Alexander führten am Samstagabend Interviews mit prominenten Gästen sowie mit den Teilnehmenden des Juko für die Social Media-Kanäle der ZWST.
Am Samstag Abend ging es schließlich zum Highlight eines jeden JuKo: der großen JuKo-Party!
Am Sonntag fand die JSUD-Vollversammlung statt und wir gratulieren dem neu gewählten Präsidenten Ron Dekel sowie dem Vorstand herzlich.
Die ZWST blickt auch dieses Jahr wieder auf einen besonderen JuKo25 in Hamburg zurück! Der Jugendkongress gab den Teilnehmenden nicht nur die Möglichkeit, mit inspirierenden Persönlichkeiten aus Politik, Medien und Gesellschaft ins Gespräch zu kommen, sondern bot auch Räume für Reflexion, Austausch und gemeinsames Feiern. Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und freuen uns schon jetzt auf den nächsten Juko! Am Israel Chai! WE WILL DANCE AGAIN!