Editorial von Aron Schuster, Direktor der ZWST, Ausgabe 1-2025

Editorial von Aron Schuster, Direktor der ZWST, Ausgabe 1-2025

Aron Schuster am PC

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde, die letzten Wochen waren für die jüdische Gemeinschaft in vielerlei Hinsicht eine enorme emotionale Belastung und haben tiefe Besorgnis ausgelöst. 

Das Erstarken der in Teilen gesichert rechtsextremen, verfassungsfeindlichen und antidemokratischen AfD bei der vergangenen Bundestagswahl hat Zukunftsängste verstärkt und lässt Jüdinnen und Juden zunehmend an einer langfristigen Perspektive für jüdisches Leben in Deutschland zweifeln. Die AfD instrumentalisiert Antisemitismus und Solidarität mit Israel, um ihre menschenfeindlichen Positionen zu verbreiten, während sie gleichzeitig Geschichtsrevisionismus kommuniziert und die Religionsfreiheit einschränken möchte. Es muss den politischen Parteien der Mitte in den nächsten vier Jahren gelingen, die AfD endlich inhaltlich zu stellen und Antworten zu drängenden Fragen unserer Zeit zu finden. Ansonsten droht uns bei der Bundestagswahl 2029 ein demokratisches Desaster. 

Der andauernde, russische Angriffskrieg trifft – direkt oder indirekt – rund 50 % der jüdischen Gemeinschaft, die ihre Wurzeln in der Ukraine haben. Daher hat die außenpolitische Wende der US-Regierung große Ängste um Familien und Freunde in der Ukraine hervorgerufen. Viele ukrainische Geflüchtete werden durch die ZWST und die jüdischen Gemeinden aktiv unterstützt. Ohne Sicherheitsgarantien wird die gebeutelte Ukraine nicht zur Ruhe kommen können. Die jüdische Gemeinschaft steht fest an der Seite des ukrainischen Volkes.

Die Bilder um die deutsch-israelische Familie Bibas gingen um die Welt. Die Anteilnahme angesichts des grausamen Schicksals der deutschen Staatsbürger Shiri, Ariel und Kfir blieb hier zu Lande hingegen aus. Für die jüdische Gemeinschaft haben die makaber inszenierten Leichenrückgaben zu Retraumatisierungen, Verunsicherung und Wut geführt. Es ist eine klare, genozidale Botschaft, die Jüdinnen und Juden weltweit umtreibt.       
Die ZWST und ihre Mitgliedsorganisationen übernehmen als soziale Räume eine unerlässliche, teilweise auch ergänzende oder kompensatorische Funktion. Sie werden als geschützt wahrgenommen, dienen der Stabilisierung, der Verarbeitung des enormen psychischen Drucks und dem Empowerment.  Wir werden auch weiterhin mit aller Kraft daran arbeiten, unsere Gemeinschaft zu unterstützen und zu stärken. Gerade jetzt, scheint diese Aufgabe wichtiger denn je. Ihr Aron Schuster, Direktor der ZWST