Nachruf für Assja Kazwa sel. A.

Nachruf für Assja Kazwa sel. A.

Lächelnde Frau in violettem Mantel steht vor einem gebäude

Wie bewältigt man die Zuwanderung von über 100.000 Kontingentgeflüchteten?

Mit Menschen wie Assja Kazwa sel. A. – Ein Nachruf

Mit großer Trauer gibt die ZWST den unerwarteten Tod ihrer langjährigen Mitarbeiterin Assja Kazwa bekannt. Sie verstarb unerwartet im Alter von 69 Jahren am Mittwoch, den 31. Mai 2023 während eines Kuraufenthaltes.    

Assja Kazwa war über drei Jahrzehnte lang für die ZWST tätig. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland verliert mit Assja Kazwa eine tragende Säule jüdischer Integrationsarbeit seit Beginn der Zuwanderung aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in den 90er Jahren. 

Assja Kazwa wurde 1953 in Moskau geboren. Sie absolvierte ein Studium der Germanistik an der Moskauer Pädagogischen Hochschule und arbeitete anschließend als Dolmetscherin und Lehrerin. 1990 zog sie nach Berlin und war in der dortigen ZWST-Beratungsstelle für jüdische Zugewanderte tätig. Seit 1991 bis heute arbeitete sie im Sozialreferat der ZWST. Zu Beginn ihrer Arbeit reiste sie durch die Gemeinden und Heime in ganz Deutschland, um die Menschen vor Ort zu beraten und Anträge zu bearbeiten. Später leitete sie Fortbildungen für Fachkräfte und baute einen verlässlichen und kontinuierlichen Kontakt zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf. Im vergangenen Jahr wurde ihre langjährige Expertise im Zuge des vereinfachten Verfahrens für jüdische Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine unerlässlich.  

Ihr außergewöhnliches Engagement zum Wohle zehntausender Zugewanderter, ihre über die Grenzen unseres Verbandes hinaus anerkannte Professionalität und ihre herzliche Art haben sie zu einer unglaublich geschätzten Kollegin und Freundin gemacht. Menschen bei der Einwanderung unterstützen zu können, die aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland kamen, verstand sie auch als persönlichen Erfolg und Lebensaufgabe. Assja Kazwa prüfte jedes einzelne, ihr vorliegende Dokument mit größter Sorgfalt und im Bewusstsein, dass es sich bei jedem dieser Dokumente um menschliche Schicksale und Lebenswege handelte. Unzählige Menschen erinnern sich noch heute an Assja Kazwa, die der erste Kontakt in Deutschland für sie war. Auch für die Sozialarbeiter:innen in den Gemeinden war sie mit ihrer Kompetenz, aber auch ihrer Sensibilität und ihrer Ernsthaftigkeit eine unerlässliche Mentorin für die Professionalisierung ihrer eigenen Arbeit.   

Assja Kazwa sagte 2014 in einem Interview für die Verbandszeitung "ZWST informiert" über ihre Arbeit:  

 „Am Anfang in Berlin habe ich mit den Ratsuchenden gemeinsam gelacht und geweint, ich war ja zu dem Zeitpunkt auch Neuzuwanderin und somit Beraterin und Klientin zugleich. In der sozialen Arbeit ist zwar die professionelle Distanz zum Klienten wichtig. Doch auch heute geht es mir manchmal noch so: Wenn ich für jemanden etwas erreichen kann, ist das mein eigenes Erfolgserlebnis.“ 

Ihr Verlust hinterlässt eine große Lücke. Unser tiefes Mitgefühl gilt ihrer Familie. Assja Kazwa wird in unseren Herzen und in unserer Erinnerung stets einen besonderen Platz haben. Die ZWST nimmt sich ihre Hingabe für die Menschen, die sie professionell und persönlich begleitete, als großes Vorbild.  

ברוך דיין האמת 

Das o.g. Interview aus dem Jahr 2014 haben wir anlässlich ihres Todes auf unserer Homepage veröffentlicht: https://zwst.org/de/news/interview-mit-assja-kazwa-aus-dem-jahr-2014