"Voices of Resilience"

Leitkonferenz von OlamAid setzt Impulse zur Stärkung gefährdeter Gemeinschaften
Der diesjährige Fachtag von OlamAid am 30. Oktober 2025 in Berlin fokussierte sich thematisch auf die Resilienz besonders gefährdeter Gemeinschaften in Europa. In Kooperation mit der ZWST kamen Fachkräfte, Forschende, Gemeindevorstehende und politische Entscheidungsträger:innen zusammen, um die Lebensrealitäten und Herausforderungen von Minderheiten, Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund in den Blick zu nehmen – darunter jesidische Familien in Unterkünften für Geflüchtete, jüdische Gemeinschaften in Bedrohungslagen, Roma-Communities in Osteuropa sowie Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan und der Ukraine. Die Konferenz bot den Teilnehmenden einzigartige Einblicke in die Erfahrungen, Herausforderungen und Strategien dieser Gruppen, um Krisen zu bewältigen und ihre Selbsthilfefähigkeit zu stärken. In Podiumsdiskussionen, praxisorientierten Workshops und interaktiven Vorträgen hat OlamAid – zusammen mit Partnerorganisationen – beleuchtet, wie innovative Projekte lokale Führungskräfte stärken, Netzwerke in Gemeinschaften festigen und so eine Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung schaffen.
Eröffnet wurde die Konferenz von Dr. Michal S., Leiterin des Professional Department bei OlamAid, sowie Günter Jek, Leiter des Berliner ZWST-Büros. Beide betonten die besondere Rolle der Zusammenarbeit, die es ermöglicht, vulnerable Gruppen in Krisensituationen vor allem langfristig und psychosozial zu stärken. Im Anschluss folgte die Keynote von Katarina Niewiedzial, Beauftragte für Partizipation, Integration und Migration des Berliner Senats.
In der Podiumsdiskussion „Underserved Crises, Forgotten Groups” diskutierten Expert:innen aus humanitärer Praxis, Forschung und Community-Leadership über die komplexen Realitäten gefährdeter Gemeinschaften in Krisensituationen. Unter anderem gab Tamás B. von der internationalen Menschenrechtsorganisation „Minority Rights Group“ Einblicke in seine Arbeit mit marginalisierten Minderheiten in europäischen Ländern und darüber hinaus. Schwerpunktthema war der Erfahrungsaustausch zu langfristiger Resilienz statt nur kurzfristiger Krisenintervention.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt die aktuelle Krise der drusischen Gemeinschaft in Suweida in Syrien – ein Thema, das international bislang nur wenig Beachtung findet. Dr. Sawsan K., Dozentin und Forscherin an der Universität Haifa und selbst Teil einer drusischen Community, gab in ihrem bewegenden Vortrag Einblicke in die Erfahrungen und Herausforderungen der dort lebenden Gemeinschaft: „Ich spreche über die Menschen in Suweida, weil ich möchte, dass andere zuhören – nicht nur mit ihren Ohren, sondern auch mit ihrem Herzen“, erklärte sie. Ihr Beitrag machte deutlich, wie wichtig es ist, dass marginalisierte Communities eine Stimme erhalten und in den Fokus gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit rücken.
In praxisorientierten Workshops konnten die Teilnehmenden konkrete Methoden zur Selbstwirksamkeit marginalisierter Gruppen ausprobieren. So vermittelte der Workshop „A Bridge Through Movement – Integration of Migrants and Minorities“, wie körperlicher Ausdruck durch Tanz Brücken zwischen Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten bauen, psycho-emotionalen Stress verringern und ein Gefühl von Zusammengehörigkeit fördern kann. “Durch die gemeinsamen Bewegungsübungen fühlte ich mich widerstandsfähig und mit den anderen verbunden”, schilderte eine Teilnehmerin ihre Eindrücke direkt nach der Session. Der Workshop „Art for Resilience“ ermöglichte den Teilnehmenden, künstlerische Ausdrucksformen kennenzulernen und zu nutzen, um persönliche Erfahrungen zu reflektieren, und zeigte, wie Kunst als Strategie die Resilienz von Gemeinschaften stärken kann. „Als Gemeinschaft sind wir stärker und widerstandsfähiger”, sagte Fachkoordinatorin Edda K., die bei OlamAid den Aufbau von Resilienz anleitet. Beide Workshops demonstrierten, wie kreative Methoden Empowerment und psychosoziale Stabilität fördern.
Besonders eindrücklich war der Vortrag „Women’s Leadership in Times of Crisis“ der ukrainischen Roma-Aktivistin Anzhelika B., Gründerin der Organisation Voice of Romni. Sie berichtete von ihrem eigenen Weg als Geflüchtete und Binnenvertriebene und zeigte, wie sie mit ihrer Initiative heute mehr als 100.000 Menschen in sechs Regionen der Ukraine unterstützt. Ihre Ausführungen haben verdeutlicht, wie weibliche Führungsperspektiven in Krisensituationen entscheidend sind und wie gemeinschaftliches Handeln Resilienz fördern sowie nachhaltige Veränderungen bewirken kann. „Ich war stolz, nachdem ich den Vortrag über weibliche Führungskräfte in der Ukraine gehört hatte“, berichtet Alisa P., Gruppenleiterin bei OlamAid.
Der Fachtag verfolgte das Ziel, Räume des Lernens und des Austauschs zu schaffen, in denen marginalisierte Stimmen nicht nur gehört, sondern als Wissensträger anerkannt werden. Resilienz entsteht nicht allein durch Ressourcen, sondern durch Verbundenheit, Anerkennung und Sichtbarkeit.
Felipe O‘R., Projektkoordinator: „Bei OlamAid glauben wir, dass nach jeder Krise das Wiederaufbauen von Herzen und Gemeinschaften genauso wichtig ist wie das Wiederaufbauen von Infrastruktur. Minderheiten sind nicht allein Gruppen in Not, sondern aktive Gestalter:innen ihrer eigenen Zukunft.“